Hildegard Schroedter

Hildegard Schroedter Porträt
Copyright: Kimi Palme

Hildegard Schroedter,  hat sich freundlicherweise am 11.10.2023 zu ihren Berührungspunkten mit dem Thema Behinderung wie folgt geäußert:

Durch meine ältere Schwester, die eine geistige Beeinträchtigung hat, bin ich mit dem Thema seit Kindheit vertraut, seit dem Tod unserer Eltern haben mein Bruder und ich die Betreuung übernommen und meine Schwester lebt inzwischen in einem Pflegeheim. Einen Platz in genau dem Heim zu bekommen, das sie sich ausgesucht hatte, war ein Segen. Wir wissen, wieviel Glück wir damit haben.

Die Selbstverständlichkeit, mit der vor allem meine Mutter meine Schwester in alle ihre gesellschaftlichen und kulturellen Aktivitäten mit einbezogen hat, hat meine Schwester trotz vieler negativer Urteile von außen zu einem selbstbewussten Menschen werden lassen. Ich habe aber in den letzten Lebensjahren unserer Mutter auch erlebt, an welche physischen und psychischen Grenzen die Betreuung eines Angehörigen führen kann.

Vor einigen Jahren habe ich zudem für eine Studie der Universität Münster Interviews mit Betroffenen zum Thema Gewalt gegen Frauen mit Beeinträchtigung geführt. Die Einblicke in Haushalte und Leben vieler dieser Frauen war zum Teil sehr schmerzhaft, wie allein gelassen sie sich fühlen und de facto sind, aber auch die pflegenden Angehörigen, die ja meist aus reiner Überforderung über griffig werden, z.B. wenn der pflegende 70jährige Ehemann seine bettlägerige Frau schüttelt, damit sie isst, weil sie in der Pflege runtergestuft wurde und er unzureichend unterstützt wird.

Ich habe Gespräche mit Behinderten in Einrichtungen geführt, die zögerten mir von den gewaltsamen  Übergriffen durch Pflegepersonal zu erzählen, weil sie Angst vor den Konsequenzen hatten. Es hat mich damals erschüttert, wie groß die Einsamkeit und Hilflosigkeit vieler in Pflegeeinrichtungen aber  auch in Haushalten mit Behinderten ist.

In meiner eigenen Branche kämpfen Kolleg:innen mit Beeinträchtigung um mehr Sichtbarkeit, um mehr Selbstverständlichkeit in der Besetzung. Nur wenn Menschen mit Beeinträchtigung öffentlich mehr wahrgenommen werden, können die Lebenssituationen verbessert werden, wer nicht im Fokus ist, lässt sich leicht bei Seite schieben. Da wünsche ich mir gerade für Film und Fernsehen mehr Sensibilität und Aufmerksamkeit.

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